Akuter Nahrungsverzicht in jungen Jahren hat laut einer jüngst im European Heart Journal veröffentlichten Studie einen großen Einfluss auf die Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen im späteren Erwachsenenalter. Auch dann, wenn es sich nur um kurzweilige Phasen der Mangelernährung handelte.
Dies ergab eine Studie am niederländischen University Medical Centre in Utrecht und der Universität von Amsterdam(1,2,3). Das Forscherteam untersuchte 7.845 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 0 und 21 Jahren, die die niederländische Hungersnot 1944 bis 1945 erlebt und durchlitten hatten. Infolge der schweren Nahrungsmittelknappheit im Westen der Niederlande erhielten die Menschen teilweise täglich nur zwischen 400 und 800 Kalorien.
Ergebnis:
Die Auswertung der Studiendaten zeigte eine enge Verbindung zwischen phasenhafter Mangelernährung, dem Mangel an Vitaminen und einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Herz- und Gefäßkrankheiten in späteren Lebensphasen fest.
Betroffene Kinder und junge Erwachsene, die während der Hungerphase zu wenig Kalorien aufnehmen konnten, weisen später im Erwachsenenalter ein um 27 Prozent höheres Risiko für Herzerkrankungen auf. Erfolgte die Hungersnot im Alter zwischen zehn und 17 Jahren, erhöhte sich das Risiko um 38 Prozent.
„Die niederländische Hungersnot von 1944 bis 1945 war ein ‚natürliches Experiment‘ in der Geschichte, das uns die einmalige Gelegenheit geboten hat, die Langzeitfolgen akuter Unterernährung während der Kindheit, Jugend und im jungen Erwachsenenalter zu untersuchen – und zwar bei Mädchen und Frauen, die sich ansonsten ganz normal ernährt haben“, so die niederländischen Wissenschaftler im „European Heart Journal“.
„Unsere Studie zeigt, welch entscheidende Rolle die Kindheit für die Gesundheit im Erwachsenenalter spielt“, so die Leiterin der Studie Annet van Abeelen. „Wird die Entwicklung in der späten Kindheit durch Unterernährung erschwert, kann das Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben, die im Erwachsenenalter das Risiko von Krankheiten erhöhen.“
Die Studienergebnisse sind auch in der heutigen Zeit für viele Gebiete der Erde von gewichtiger aktueller Relevanz. Die Autoren betonen ihre Bedeutung für die verstärkte Umsetzung von Programmen zur Entwicklungshilfe.
Autoren
1 Julius Center for Health Sciences and Primary Care, University Medical Center Utrecht, Str 6.131, Room 5.151, PO Box 85500, Utrecht, 3508 GA, The Netherlands
2 Department of Clinical Epidemiology, Biostatistics and Bioinformatics, Academic Medical Center, University of Amsterdam, Meibergdreef 9, Amsterdam, 1105 AZ, The Netherlands
3 Department of Obstetrics and Gynecology, Academic Medical Center, University of Amsterdam, Meibergdreef 9, Amsterdam, 1105 AZ, The Netherlands
Referenzen, Weiterführende Literatur
- beelen A.F.M. Van, et al. Cardiovascular consequences of famine in the young. European Heart Journal, 2011. doi:10.1093/eurheartj/ehr228
- Barker DJ, Osmond C, Kajantie E, Eriksson JG. Growth and chronic disease: findings in the Helsinki Birth Cohort. Ann Hum Biol 2009;36:445–458.
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- Eriksson JG, Forsen TJ, Kajantie E, Osmond C, Barker DJ. Childhood growth and hypertension in later life. Hypertension 2007;49:1415–1421. 5. Frankel S, Elwood P, Sweetnam P, Yarnell J, Smith GD. Birthweight, body-mass index in middle age, and incident coronary heart disease. Lancet 1996;348: 1478–1480.
- Osmond C, Barker DJ, Winter PD, Fall CH, Simmonds SJ. Early growth and death from cardiovascular disease in women. BMJ 1993;307:1519–1524.
Weiterführende Quellen: Wikipedia-Eintrag zu Vitaminmangel