Niedrige Vitamin-B12-Spiegel bei älteren Menschen fördern das Nachlassen kognitiver (geistiger) Fähigkeiten und beschleunigen den Abbau an Hirnmasse.
Diese Erkenntnisse gehen aus einer jüngst im Fachjournal Neurology veröffentlichen US-amerikanischen Studie hervor. Die Untersuchung belegt, dass geringe Vitamin-B12-Werte mit kognitiver Beeinträchtigung und veränderten Hirnbereichen assoziiert sind. Eine adäquate Zufuhr an den Nerven-Vitaminen (B-Vitaminen) könnte laut den Durchführenden der Studie hingegen für eine hohe geistige Leistungsstärke unseres Gehirn bis ins fortgeschrittene Alter sorgen.
An der Studie im Rahmen des Chicago Health and Aging Projects nahmen 121 freiwillige Teilnehmer über 65 Jahre teil, bei denen die Serumwerte an Vitamin B12 sowie fünf weiterer Indikatoren für einen Vitamin-B12-Mangel – wie Methylmalonat und Homocystein – gemessen worden. Diese Stoffe werden bei einem Mangel an Cobalamin (Vitamin B12) verstärkt gebildet und daher als Marker für B12-Mangel verwendet. Innerhalb der Studiendauer von vier Jahren wurden diese Blutwerte wiederholt analysiert.
Alle Studienteilnehmer unterzogen sich darüber hinaus mehreren kognitiven Leistungstests, in denen die geistige Leistungs- und Gedächtnisfähigkeit der Probanden geprüft wurden, sowie einer Bestimmung des Gesamt-Gehirnvolumens nach Ablauf von vier Jahren. Diese Hirnscans zeigen auf, inwiefern einzelne Areale des Gehirns quantitativ zurückgegangen, sprich geschrumpft, oder geschädigt wurden.
Die Auswertung nach vier Jahren zeigte, dass die Probanden, deren B-12-Mangel-Marker (insbesondere Homocystein) erhöht waren und für die ein Vitamin-B12-Mangel zu verzeichnen war, einen sinifikant höheren Rückgang des Gehirnvolumens aufwiesen, verglichen mit den Studienteilnehmern mit adäquaten Vitamin-B12-Werten.
In den kognitiven Leistungstests schnitten die Senioren mit Vitamin-B12-Mangel zudem deutlich schlechter ab als die Senioren mit guten Vitamin-B12-Serumwerten. – Insbesondere stellten die Forscher einen Rückgang im episodischen Gedächtnis und in der Wahrnehmungsgeschwindigkeit fest.
Die Wissenschaftler unterstrichen, dass die typischen Anzeichen für Abbauprozesse im Gehirn und rückläufiges Gehirnvolumen insbesondere dann zu verzeichnen waren, wenn ein Mangel an Vitamin B12 über längere Zeit vorlag.
Die aktuelle Untersuchung stützt die Ergebnisse früherer Forschungsstudien zum Thema, die bereits einen Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten im Alter und den Serumwerten der B-Vitamine belegten.
Vitamin B12 ermöglicht den Aufbau der Myelinschicht
Laut den Neurologen lassen sich diese Ergebnisse einfach erklären. Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 sei grundsätzlich als großer Risikofaktor für Gehirnschwund und damit für kognitive Beeinträchtigungen zu sehen. Der Grund: Vitamin B12 hat eine zentrale Schlüsselfunktion für den Erhalt der so genannten Myelinschicht – der schützenden Membran der Nervenzellen. Zum Aufbau der Eiweiß- und Fettstruktur dieser Myelinscheide benötigt der Körper die Schlüsselsubstanz Vitamin B12. Fehlt das Vitamin baut sich die Myelinschicht stetig ab, die Folge ist eine verminderte Reizweiterleitung der Nervenzellen und damit verlangsamte Denk- und Gedächtnisprozesse.
Experten raten: Mehr B-Vitamine für Senioren
Immer mehr Neurologen empfehlen älteren Menschen (über 60 Jahren) generell eine tägliche Nahrungsergänzung mit Vitamin B12 zur Deckung ihres Bedarfs und um drohende Gehirnschwundprozesse abzuwenden. Grundsätzlich sollte bei B-Vitaminen möglichst immer auf den gesamten B-Komplex zurück gegriffen werden, da die Verstoffwechslungwege und metabolischen Funktionen von Vitamin B12, Vitamin B6, Folsäure und weiteren B-Vitaminen eng miteinander verknüpft sind.
Quelle: C. C. Tangney et al., Vitamin B12, cognition, and brain MRI measures. A cross-sectional examination. Neurology Vol. 77, Nr. 13, 2011, S. 1276-1282.
Weiterführende Quellen: Wikipedia-Eintrag zu Vitamin B12