Beschreibung
Die Gamma-Linolensäure (GLA) gehört zu den Omega-6- Fettsäuren und damit zu den physiologisch wichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Besondere Bedeutung hat die Gamma-Linolensäure als strukturgebenden Bestandteil der Zellmambranen und als Ausgangssubstanz für hormonähnliche Reglerstoffe – den so genannten Eicosanoiden.
Sowohl in den Phospholipiden der Zellmembranen sowie den Membranen von Zellorganellen liegt die Gamma-Linolensäure eingebaut vor und verbessert dort die Fließfähigkeit (Fluidität) und damit die Zellfunktionen. Die Gamma-Linolensäure ist hierdurch in allen Körperzellen enthalten, besonders hoch konzentriert im Gehirn und den Nervenzellen.
Die Eicosanoide, darunter vor allem die Prostaglandine (PGE), haben vielfältige hormonähnliche Funktionen, dienen z.B. zur Regulation der Hormonproduktion, wirken Überreaktionen des Immunsystems entgegen, sind entzündungshemmend und schützen die Nervenzellen. Dabei ist es wichtig, dass die Produktion verschiedener Prostaglandine (PGE1, PGE2, u.a.) ausgeglichen und in einem dynamischen Gleichgewicht ist. Diese Funktion übernimmt (neben den Omega-3-Fettsäuren) die Gamma-Linolensäure durch ihre regulierende Wirkung auf die Bildung der Prostaglandine.
Gamma-Linolensäure kommt vor allem im Samenöl der Nachtkerze, des Schwarzkümmels und des Borretsch vor.
Funktionen und Anwendungsbereiche
Funktionen
• Strukturgebender Bestandteil der Zellmembran
• Vorstufe von Eicosanoiden (Botenstoffe), die folgende Funktionen erfüllen:
– Immunmodulation
– Regulierung allergischer und entzündlicher Prozesse
– Regulierung des Blutdrucks
– Blutgerinnung, Regulierung der Blutplättchenverklebung (Thrombozytenaggregation)
– Regulierung des Fettstoffwechsels
– Beeinflussung der glatten Muskulatur
Anwendungsbereiche
• Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne, Hautverbrennungen
• Wechseljahrsbeschwerden und Prämenstruelles Syndrom (PMS)
• Aufmerksamkeits-Defizit(-Hyperaktivitäts)-Syndrom (AD(H)S)
• Diabetische Neuropathie
• Migräne
• Erkrankungen, die mit Entzündungsprozessen einhergehen
• Autoimmunerkrankungen
• Rheumatische Erkrankungen und Multiple Sklerose
Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne, Hautverbrennungen
Die Gamma-Linolensäure ist als Bestandteil der Zellwand für die Barrierefunktion der Haut unentbehrlich. Sie ist für die Regulierung des Wasserverlustes der Oberhaut verantwortlich und wirkt entzündlichen Hautveränderungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte entgegen. Menschen mit Neurodermitis verfügen über erniedrigte Gamma-Linolensäure-Spiegel. Wird dem Körper diese Fettsäure zugeführt, kommt es zu einer schnellen Normalisierung des Gamma-Linolensäure-Spiegels und damit zu einer Verbesserung des Hautzustandes mit Besserung der Symptomatik (Juckreiz, Schuppenbildung, Rötung).
Bei Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) wird eine regelmäßige und langfristige Zufuhr empfohlen.
Wechseljahrsbeschwerden und Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Die Gamma-Linolensäure wirkt positiv ausgleichend auf den weiblichen Hormonhaushalt und lindert Wechseljahrsbeschwerden und PMS-Symptome. Gelindert werden können vor allem Hitzewallungen, Brustschwellung, Empfindlichkeit der Brust (Mastodynie), depressive Zustände sowie Reizbarkeit, allgemeine Erschöpfung und Lethargie.
Aufmerksamkeits-Defizit(-Hyperaktivitäts)-Syndrom (AD(H)S)
Die Gamma-Linolensäure ist die wichtigste Omega-6-Fettsäure für Kinder mit ADS und ADHS. Klinische Studien zeigten, dass hyperaktive Kinder weniger der essentiellen Omega-3- sowie Omega-6-Fettsäuren im Blut haben als Kinder ohne ADS und ADHS.
Diabetische Neuropathie
Die diabetische Neuropathie ist eine Nervenschädigung im Rahmen eines Diabetes mellitus und durch Gefühlsverlust, Taubheit und Prickeln in den Händen gekennzeichnet. Die Gamma-Linolensäure kann das Fortschreiten der diabetischen Neuropathie hemmen. Zudem vermag die Fettsäuren eine Verbesserung der Nerven-Leitgeschwindigkeit und damit des Wahrnehmungsvermögens zu erreichen.
Rheumatische Erkrankungen und Multiple Sklerose
Die Einnahme der Gamma-Linolensäure wirkt sich positiv auf das Beschwerdebild von rheumatischen Erkrankungen sowie Multiple Sklerose aus. Der Grund: Die aus der Gamma-Linolensäure entstehenden Prostaglandine verdrängen die für die Entzündungsprozesse der Gelenke verantwortliche Arachidonsäure und lindernd damit die Entzündungsprozesse.
Da die zuviel vorhandene ungünstige Arachidonsäure erst nachhaltig verdrängt werden muss, setzen die Effekte jedoch langsam ein, so dass es mindestens 5 Wochen dauern kann, bis die Beschwerden zurückgehen.
Erhöhter Bedarf und Mangel
Die Balance zwischen Aufnahme, körpereigener Synthese und Bedarf an Gamma-Linolensäure ist bei vielen Menschen gestört. Faktoren wie hoher Alkoholkonsum, einseitige Ernährung, Stress sowie das Alter steigern den Bedarf an Gamma-Linolensäure.
Häufigste Ursachen für erhöhten Bedarf
• erhöhtes Alter
• Wachstum
• Alkoholmissbrauch
• Hoher Konsum gehärteter Fette und Transfettsäuren
• Rauchen
• Schwangerschaft und Stillzeit
• chronische Erkrankungen, Störungen:
– Allergien
– Neurodermtiis
– Diabetes mellitus
– Gastritis
– Multiple Sklerose
– Rheumatische Erkrankungen
Mangelsymptome
• Anämien
• Infektanfälligkeit
• Neigung zu Atopien
• Hautekzeme
• Wundheilungsstörungen
• Störungen der Hautfunktion
• Depression
• Fettleber
• Wachstumsstörungen
Zufuhrempfehlung und Einnahmehinweise
Zufuhrempfehlung
Die normale Dosierung zur Ergänzung der Gamma-Linolensäure liegt bei 150 bis 200 mg.
Bei bestimmten Erkrankungen wie z.B. Neuropathien werden höhere Tagesdosen von bis zu 600 mg eingesetzt.
Gegenanzeigen
• Epileptiker sollten sich vor der Einnahme mit ihrem Arzt besprechen.
• Bei behandlungsbedürftigen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten und in der Schwangerschaft und Stillzeit ist zudem mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten.
Hinweis
Der therapeutische Einsatz von Gamma-Linolensäure sollte mindestens 6 bis 8 Wochen durchgängig andauern.
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