Der mitteleuropäische Winter kann bei vielen Menschen eine Depression auslösen und das hat messbar physiologische Ursachen: Der Mangel an Sonnenlicht, sprich zu geringe UV-Strahlung in den Ländern nördlicher Breite zwischen Oktober und April, führt zu einer unzureichenden Bildung an Vitamin D3 – eine der häufigsten endogenen Ursachen für depressive Verstimmungen.
Vitamin D3, auch Cholecalciferol genannt, wird in der Haut unter Einwirkung von ultravioletter Strahlung (UV-B Licht) aus Cholesterol gebildet. Vitamin D3 erfüllt im Körper die Funktion eines so genannten Prohormons (Hormonvorstufe), das über einige Zwischenstufen zu wichtigen Hormonen umgewandelt wird.
Vitamin D erhöht so den Serotonin- und den Dopamin-Spiegel in unserem Gehirn. Serotonin und Dopamin werden – nicht ohne Grund – auch als “Glückshormone” bezeichnet und sind stimmungsaufhellende Nerven-Botenstoffe (Neurotransmitter).
Winterzeit = Vitamin D-Mangelzeit
Da wir über unsere Nahrung durchschnittlich nur 3 Mikrogramm Vitamin D täglich aufnehmen, sind wir auf eine tägliche Exposition an UV-B-Strahlen der Sonne angewiesen. UV-Strahlung kann jedoch erst ab einer bestimmten Intensität zur endogenen (im Körper) Bildung von Vitamin D beitragen. In Mittel- und Nordeuropa wird diese Intensität an durchschnittlichen Wintertagen nicht erreicht, die UV-Bestrahlung genügt dann nicht für eine adäquate Vitamin D3-Versorgung des Körpers.
Niedrige Vitamin D-Werte stehen jedoch für ein deutlich erhöhtes Depressions-Risiko. Verschiedene Forschungsteams, unter anderem des UT Southwestern Medical Center in Dallas (Texas) kamen zu dem gleichen Ergebnis:
Fehlt Vitamin D und damit sein aktive Wirkform als Hormon, kann dies direkt zu Depressionen führen.
Studien und DGE bestätigen chronischen Vitamin D-Mangel
Mehrere jüngere Studien zeigen auf, dass in Europa und Nordamerika die Mehrzahl der Erwachsenen an einer dauerhaften Vitamin-D-Unterversorgung leidet. Eine repräsentative Studie des Max-Rubner-Instituts in Karlsruhe untersuchte zwischen 2005 und 2008 dieses Phänomen: Bei 60 Prozent der Untersuchten im Alter von 18 bis 79 Jahren wurde ein Vitamin D-Mangel festgestellt. Setzt man – wie Experten fordern – den Grenzwert von 20 ng/ml auf 30 ng/ml Vitamin D hinauf, weisen 90 Prozent der Probanden einen Mangel an Vitamin D auf.
Auch laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die Vitamin-D-Zufuhr hierzulande deutlich unter dem Referenzwert; bei Senioren ist dies besonders stark ausgeprägt, jedoch sind alle Altersgruppen betroffen.
Vorsicht: Künstliche Sonne kein Ersatz
Da Solarien fast nur UV-A-Strahlen abgeben, kann die künstliche Besonnung in Sonnenstudios nicht als Ersatz für natürliches Sonnenlicht dienen.
Dennoch ist es einfach, einem Vitamin D-Mangel vorzubeugen oder selbigen zu beheben. Vitamin D3 kann über die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungsmitteln erfolgen. Mediziner raten dazu, sich von Oktober bis April regelmäßig im Freien zu bewegen und mit einer Vitamin-D-Ergänzung einer Mangelversorgung des Vitamins entgegen zu steuern.
Referenzen
• Wilkins CH et al: Vitamin D deficiency is associated with low mood and worse cognitive performance in older adults; Am J Geriatr. Psychiatry. 2006 Dec; 14(12): 1032-40
• Amstrong DJ et al: Vitamin D deficiency is associated with anxiety and depression in fibromyalgia
• Consuelo H. Wilkins et al, Vitamin D Deficiencies Is Associated With Low Mood and Worse Cognitive Performance In Older Adults, American Journal for Geriatric Psychiatry, 14: 1032-1040, December 2006
• Berk M et al: Vitamin D deficiendy may play a role in depression; Med Hypotheses 2007; 69(6): 1316-9. Equp 32007 May 11.
• Hoogendijk WJ et al: Depression is associated with decreased 25-hydroxyvitamin D and increased parathyroid hormone levels in older adults; Arch Gen Psychiatry. 2008 May; 65(5): 508-12
Weiterführende Quellen: Wikipedia-Eintrag zu Vitamin D3 (Cholecalciferol)